Dienstag, 25. Mai 2010

25.5 endlich Bilder von der Arbeit

Als wir heute im üblichen Kabuler Verkehrstau standen hatte Bernd einen dieser im Leben seltenen Momente metaphysischer Erleuchtung. Plötzlich, aus langem Schweigen heraus, neben mir auf der Rückbank sitzend, wandte er sich zu mir, schaute mir fest in die Augen und sagte:

"Wenn das Lebensende aller Toyota Corollas auf dieser Welt erreicht ist, dann kommen sie zu ihrer letzten Reise nach Kabul. Hier in Kabul erreichen sie den Status der Unsterblichkeit. Denn ein Corolla in Kabul stirbt nie. Zumindest als Ersatzteil wird er immer in einem anderen Toyota Corolla Taxi weiterleben."
Da ich bekanntlich ein Pessimist bin, immer das Schlimmste erwarte und mich dann gerne davon überraschen lassen wenn es besser kommt, hielt ich seiner Vision entgegen:
Könnte es nicht auch sein das zwar die guten Toyota Corollas direkt in den Himmel kommen, dagegen die schlechten in das "Kabul" genannte Fegefeuer müssen, wo sie zur Strafe bis zum Jüngsten Gericht ihre ewigen Runden durch die Stadt drehen müssen?

Wir liessen die beiden Konzepte so stehen und begannen bei herrlichem Wetter (wie immer) "a new day in paradise".


Toyota Corolla



Toyota Corolla mit Amir beim Aushandeln des Fahrpreises



Eine Strasse voller Toyota Corollas



zwei Toyota Corollas im Stau



ein Toyota Corolla voll besetzt



Ein anderes zur Ewigkeit verdammtes Vehikel: ein kleiner Mercedes Reisebus mit deutschen original Aufschriften. Von dieser Sorte gibt es auch viele in Kabul. Amir sagte uns das es inzwischen Spezialisten gibt die deutsche Reklameaufschriften auf die Busse kopieren. Wir fühlen uns als Deutsche geehrt und amüsiert.



Dann beginnt unser Alltag am Palasteingang. Heute wollen wir unsere Kamera mitnehmen um Arbeitsaufnahmen zu machen. Nachdem alles gründlich durchsucht wurde müssen wir die Ausrüstung aber zurücklassen.



Um zu testen ob die Kameras funtionieren und nicht mit Sprengstoff gefüllt sind dürfen wir Aufnahmen von zwei Beamten machen.

Wenn man die Afghanistan Times liest kann man schon verstehen warum der Palastzugang so sorgfältig vielleicht etwas überängstlich bewacht wird.






Ausschnitte aus der heutigen Afhanistan Times


Hier trotzdem einige aktuelle Aufnahmen unserer Arbeiten im Pavillon. Die miserable Bildqualität bitte ich mit Nachsicht zu entschuldigen da sie ohne Fotoapparat gemacht wurden.


Zustand nach der Fetigung der bemalten Wände.




Aus Stuck plastisch geformte und farbig bemalte Blumenornamente. Sicherung des vom Abfallen berohten Ornamentes samt Malschicht mit dünnem Japanpapier und Störleim.





Raum mit bemalten Wänden und Arbeitsgerüst.



Ausgemalter Raum im Obergeschoss mit Arbeitsgerüst. Endlich nach fast drei Monaten warten im Zoll, letztes Jahr können wir es verwenden.




Blick von dem Nebenraum in den über alle Geschosse gehenden Zentralraum mit Kuppelgerüst.




Das fertige Badezimmer im Nebengebäude. Die Marmor Verkleidung haben Bernd und ich im letzten Jahr aussuchen dürfen. Der Marmor war viel schöner und auch noch preiswerter wie Keramik Kacheln.



Blick in die fast fertiggestellten grosszügigen Räume im Obergeschoss. Im Hintergrund werden letzte Arbeiten an den Fenstern durchgeführt.



Fassade mit bereits entlackten prunkvollen Türstöcken und Türen. Diese Arbeit wurde während
unserer Abwesenheit in den Wintermonate von Afghanischen Kräften nach unseren Vorgaben sehr sorgfältig ausgeführt. Bis auf wenige Teile sind bereits fas alle Türen von unschönen dicken Anstrichen befreit und können für den Auftrag einer halb transparenten braunen Lasur, die dem Originalbefund entspricht, vorbereitet werden.



An der rechten Säule wurden in einem Musterfeld spätere, unschöne Überputzungen und Anstriche entfernt. Die Qualität der wieder sichtbaren Stuck-Oberflächen war für uns verblüffen. So ist die profilierte Säulenbasis aus eingefärbtem Stuck gearbeitet und korrespondiert genau mit der Farbe der reechteckigen Grundplatte aus echtem Stein. Eine Materialimitatio würdig bayerischem Barock.



an der Aussenfassade des Nebengebäudes haben Afghanische Fachkräfte die grossen Fehlsten in der Ziegelimitation aus Lehmputz teilweise bereits ergänzt. Das Verfahren ist Zeitaufwändig. Ein Arbeiter muss den Lehm mit den Füssen stampfen, Kalkmilch beigeben und kleingehächselte Hanfseile als Füllstoff in den Brei mischen. Die Stuckateuren messen die Höhe und Breite der Ziegel genau aus uns trfeuchen die Oberfläche zuletzt glatt. Ergebnis ist eine echte Ziegelmauer die einen Lemputz in der form noch ebenmässiger schönerer Ziegel
bekommen hat.



Die hellere Zone um das Fenster rechts neben der Hausecke ist eine Ergänzung.



Bernd Streicher und Uschman, ein junger sehr engagierter Afghane beim Freilegen der originalen Stuckoberflächen an der Fassade.



Die Grosse Freilegungsprobe bringt eine geschmackvolle, oft intensive Farbigkeit. Die Stuck Oberflächen sind sehr fein ausgearbeitet mit gravierter Binnenzeichnung in den Ornamenten.
Mit der Tönung der Putz- oder StuckOberflächen wird spielerisch umgegangen. Die weissen Stucksäulen zeigen augemalte graue und rötliche Aferungen.

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