Montag, 10. Mai 2010

Abreise und Ankunft in Kabul






Montag 3.5.

Am Vormittag noch einiges vor der Abreise erledigt. Geld holen kleine Kamera kaufen.
Abschied von der Familie. Dann um 13:20 startet der ICE nach Frankfurt zum Flughafen. Es regnet, Regentropfen und deutsche Landschaften ziehen am Fenster vorbei. Die Rennradzeitung habe ich bei der Ankunft am Frankfurter Flughafen fast durch.
In Terminal 2 ist am Schalter von Safi Air mein Ticket und das der beiden Mitreisenden Professor Emmerling, TU München und Dipl Rest. Bernd Streicher hinterlegt. Alles klappt wie geplant. Der Kollege Bernd Streicher erscheint recht kaltblütig erst kurz vor Ende des Checkins.
In Der Maschine nach Kabul spürt man dann schon, dass sich Afghanistan nähert. Die Maschine ist schon etwas älter und abgenutzt. So lässt sich mein Sitz nicht senkrecht stellen und die Scharniere des Klapptischens sind kaputt. Beim Rollen zur Startbahn kommen ganz komische, laute Geräusche aus der Richtung des Fahrwerks, weshalb der Pilot einen Zwischenstopp auf dem Vorfeld beim Mechaniker einlegt, um das prüfen zu lassen. Er tut so, als müsse er den Reifendruck Überprüfen lassen. Merkwürdig - unheimlich. Wir richten uns seelisch schon auf eine zusätzliche Nacht in Frankfurt ein. Dann doch der gelungene Start mit rumpelnden Reifen. Landung in Kabul am frühen Morgen. Es hat geregnet, aber es ist klar und sonnig. Die hohen Berge in der Ferne sind noch Schnee bedeckt. Dann fast zwei Stunden Einreiseformalitäten und warten auf das Gepäck. Wir schaffen es unsere jeweils zwei Flaschen Whisky aus dem duty free in Frankfurt unbemerkt durch den Zoll zu bekommen. Zur Zeit wird das Alkoholverbot in Afghanistan streng gehandhabt.
Sekander Seradj, unser Kölner Architekt afghanisch königlicher Herkunft, holt uns ab und fährt uns in ein nettes Hotel mit schön bepflanztem Innenhof und Internetanschluss. Dann nach kurzer Pause brechen wir zum Präsidenten Palast auf, um uns ein erstes Bild davon zu machen, was in unserer Abwesenheit geschehen ist. Auf der Fahrt zum Palast kommen wir am Safi Landmark Hotel vorbei, das vor zwei Monaten durch einen Bombenanschlag schwer getroffen wurde. Anschließend stürmten Taliban Kämpfer das Hotel und töteten 7 Gäste. Letzten Sommer und Herbst sind meine beiden Kollegen und ich oft hier gewesen um Kaffee zu trinken. Das Gebäude ist eingerüstet. Alle zerstörten Scheiben wieder ersetzt. Es sieht ganz harmlos nach einer normalen Renovierung aus. Kleinere Gebäude neben dem Hotel haben allerdings noch erkennbar zerstörte Fassaden (zerbrochene Fenster, usw).
Dann erreichen wir durch den morgendlichen Berufsverkehr voller uralter Taxis, allesamt Toyota Corollas, vielen Kleinbussen mit deutschen Werbeaufschriften und Fahrradfahrern auf chinesischen Rädern, den Eingang zum Präsidentenpalast.
Hier hat sich, seid wir im letzen Herbst hier waren, einiges verändert, nachdem dort im Februar Aufständische versucht hatten, einzudringen. Es stehen noch mehr Wachen da als sonst, die Zufahrt ist durch grosse Betonplatten so verbarrikadiert, dass man mit dem Auto nur langsam, Slalom fahrend, durchkommt. Beim Vorbeifahren sehen wir die noch Rauch geschwärzten Fensterhöhlen eines bei dem Angriff in Brand geratenen Nebengebäudes.

In Innern der ARG - so wird er Präsidentenpalast genannt - ist alles unverändert. Wir werden an drei Stationen gründlich auf Waffen und ähnliches gefilzt. Gepäck durch die Röntgenanlage, Handys und Fotoapparate müssen abgegeben werden. Dann führt uns ein Wachmann (sie nennen es Eskorte) in den inneren Hof, wo das Büro von Präsident Karsai und mehrere Ministerien untergebracht sind. Alles schön bepflanzt mit Rosenbüschen, gepflegter Rasen, alte große Bäume.

Unser Pavillon steht ebenfalls noch. Die Afghanischen Arbeiter haben den ganzen Winter, der dieses Jahr wohl ungewöhnlich mild gewesen ist, durchgearbeitet. Ihr Arbeitsergebnis kann sich sehen lassen. Das Nebengebäude aus den 1930er Jahren, dass als Wohngebäude für Restauratoren und als Institut hergerichtet werden soll, ist fast bezugsfertig. Die größte Sorge ist jetzt, dass eines der Ministerien sich den attraktiven neuen Wohnraum schnappt und einzieht. Auch die Arbeiten am Pavillon selber, die wir den afghanischen Arbeitern übertragen hatten, haben Fortschritte gemacht. So sind fast alle Türen und Fenster von dicken Ölanstrichen befreit worden. Die feinen Schnitzereien auf Türen und Fenstern sind wieder sichtbar.
Am Abend beschließen Bernd Streicher und ich, mit nach Bahmyan in das Tal der größten antiken Buddha Statuen der Welt zu fahren.

Diese Statuen, die als Welt-Kulturerbe galten, wurden unter der Taliban Herrschaft gesprengt.
Professor Emmerling von der Technischen Universität München und Architekt Sekander Seradj haben in den letzten Jahren versucht, die Bruchstücke zu bergen, zu Archivieren und die riesigen nun leeren Felsnischen zu sichern. Die Sicherung der Felsnische des kleineren Buddhas, die immerhin ca. 50 Meter hoch ist, steht kurz vor dem Abschluss. Über einen Wiederaufbau des kleinen Buddhas wird diskutiert.

Über diese abenteuerliche Reise werde ich morgen berichten.

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