Dienstag, 11. Mai 2010

von Kabul nach Bahmyan mit dem Auto










abgeschnittene Köpfe

Fleisch

Brücke mit Hochwasser




Manchmal wird es eng Pause mit Kebab

Dienstag 4.5.
Um 5 Uhr Wecken, um 6 Uhr Aufbruch - nun führt die ca. 250 Km entfernte Fahrt nach Bahmyan.
Es ist zu riskant, nur mit einem Auto zu fahren, deshalb holen wir Ingenieur Daoud in der Werkstatt seines Bruders am Stadtrand ab. Als wir bei ihm ankommen, lädt er schwere Meter lange Gewindestangen auf seinen Pickup Truck. Mit den Stangen soll der durch die Sprengung mürbe gewordene Fels der Figurennischen in Bahmyan verfestigt werden. Unsere beiden Autos haben Allradantrieb. Anders ist die Strecke wohl nicht zu bewältigen.
Zunächst geht es ganz gemütlich etwa eineinhalb Stunden über eine gut ausgebaute Strasse nach Norden. Es wird nochmals voll getankt und dann biegen wir bald ab in ein Seitental, das uns immer höher über einen Pass in das Tal von Bahmyan führen wird. Bernd Streicher und ich waren gewarnt worden, dass die Strasse sehr schlecht sei und die Landschaft sehr schön. Beides übertraf bei weitem unsere Erwartungen.
Die Schneeschmelze und anhaltende Regenfälle hatten den Fluss, an dem entlang wir das Tal hochfuhren, mit braunen, wilden Wasserkaskaden gefüllt. Auf der Strasse zwängte sich der Verkehr meist einspurig über unbefestigte Schotter- und Lehmpisten voller Schlaglöcher. Beim Durchfahren spritzen oft schlammige, braune Wasserfontainen auf den Gegenverkehr. Oft wurde es schwierig, wenn zwei hoch beladene, schaukelnde Lastwagen aneinander vorbei mussten und dabei einer mit durchdrehenden Reifen im seifigen Lehm stecken blieb. Gleichzeitig waren lange Strecken der Strasse Baustelle und mit Baggern, Planierraupen und Kipplastern verstopft.
Im Tal überall üppiges helles Grün an den Bäumen und auf den kleinen Feldern. Dahinter die steil aufsteigenden Bergflanken in den verschiedensten Färbungen bläulich, grün, rot. Nach ungefähr vier Stunden Fahrt rasten wir in einem kleinen staubigen Dorf und bestellen in einem kleinen Gasthaus Kebab, das wir im Stehen mit etwas Brot Salz und Gewürzen essen. Sicher nicht besonders hygienisch, aber köstlich. Dazu gibt es grünen Tee aus einer golden eloxierten Aluminium Kanne. Danach schaukeln wir weiter. Das schwerste liegt noch vor uns, ein Pass dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Zunächst steigen wir in einigermaßen regulären Serpentinen den Berg hoch. Tief unten sieht man das Dorf in dem wir vorhin gerastet haben. Dann wird die Piste immer matschiger und lehmiger mit tiefen Fahrrinnen. Nicht nur der Vierradantrieb sondern auch die Differentialsperre der Autos muss eingeschaltet werden. Trotzdem kommen wir immer schwerer voran, weil die Reifenprofile sich mit Lehm zusetzen und wie in Schmierseife durchdrehen. An einer steilen kehre wird es kritisch. Zwei Lkws hängen schon fest und versuchen sich mit dröhnenden qualmenden Motoren und durchdrehenden Reifen zu befreien. Nachdem der eine es geschafft hat und der andere umgekehrt ist, versuchen wir unser Glück. Daoud mit seinem Pickup Truck schafft es. Unser Wagen ist zu schwer und kommt nach dem vierten Anlauf nur zu drei viertel hoch. Wir hängen dann den Pickup mit Hilfe eines Spanngurtes an und er zieht uns hoch.

Danach geht es nur noch bergab. Zunächst durch eine weite Hochgebirgslandschaft mit Almwiesen und später in die engen Schluchten eines weiteren Tals mit Hochwasser führendem Fluss, Baumaschinen und Lastwagen. Nach ca. 8 Stunden Fahrt erreichen wir endlich das Tal von Bhamyan. Der enge Zugang zum Tal wird durch zwei Wachposten gesichert. An dem ersten steht noch ein alter russischer Panzer auf der Strasse.

Der Anblick der roten Felsklippen mit den beiden riesigen Buddha-Nischen in Bhamyan ist überwältigend. Der ganze kilometerlange Fels ist mit Felsnischen übersät, die zu einem riesigen buddhistischen Kloster gehörten.

Wir fahren sofort zum Projektbüro am Fuß der Klippe und werden dort herzlich von unserem Kollegen Bernd Praxenthaler und seinen afghanischen Mitarbeitern begrüßt.
Anschließend erfolgt eine erste Begehung der Gerüste in der Nische des kleineren Buddhas. Man zeigt uns das teure Bohrwerkzeug mit dem bis zu 7 Meter tiefe Löcher in den mürben Fels gebohrt werden: In diesen Löchern werden die Gewindestangen verankert, die wir aus Kabul mitgebracht haben.

Später bittet uns der neue Museumsdirektor (der noch kein Museum hat), zu einem Gespräch in sein Büro: Es ist ein sehr ritualisiertes Gespräch mit vielen Höflichkeitsfloskeln. Ich bin froh, nur Zuhörer zu sein, während Professor Emmerling den Direktor über den Fortgang der Arbeiten am kleinen Buddha und eine kürzlich abgehaltene internationale Tagung unterrichtet. Sekander Seradj dolmetscht.

Danach gehen wir in das einzige gute Hotel im Ort. Es wird von einer Japanerin geführt, die einen Einheimischen geheiratet hat. Die Zimmer sind sauber, das Essen ist gut. Blick auf die Buddha Felsen von der Veranda. Um 11 Uhr wird der Stromgenerator abgestellt und der Tag ist zu Ende.

1 Kommentar:

  1. einfach atemberaubend; beneide Sie sehr für diese Erfahrungen; LG aq

    AntwortenLöschen